Faschings-Tradition „Graue Erbsen“
Man schreibt das Jahr 1627. Beißender Rauch zieht über die Krückau. Es ist kalt. Kanonen donnern durch den Februar-Dunst. Angst macht sich breit in der Krückaustadt. Verschreckte Frauen und Männer wissen weder ein noch aus. Sie sind umzingelt. Wallensteins Horden vor der Tür, den Hungertod vor Augen. Es ist schrecklich.
Inmitten der Aussichtslosigkeit tritt eine kleine braune Unscheinbarkeit auf den Plan und unwiederruflich in die Geschichte des Ortes ein: Pisum arvense, die Ackererbse, vielerorts auch Kapuziner-Erbse genannt, in Elmshorn als Graue Erbse bekannt. Die Hülsenfrucht war erst wenige Jahre zuvor aber noch pünktlich zum 30-jährigen Krieg über Holland nach Holstein gekommen. Sie fristete ein unbedeutendes Leben als Viehfutter. Doch mit Wallenstein kam die Wende und die kleine Erbse kam groß raus, vollbrachte ein Wunder und wurde so in Elmshorn unsterblich. Sie rettete die belagerten Elmshorner vor dem sicheren Hungertod. Eine unglaubliche Karriere an der Krückau begann, und noch gut 350 Jahre später gibt es die Graue Erbse zum Fasching.
Pro Saison werden heute rund 8,5 Tonnen Graue Erbsen verarbeitet, genug für 95 000 Portionen. Zwar bieten die meisten Gastwirte nicht mehr der Tradition entsprechend das deftige Mahl kostenlos als Tellergericht an, doch viele Lokale sind Jahr für Jahr für das Erbsenessen ausgebucht. Die meisten Elmshorner werden die Erbsen mit Kochwurst, Kassler und Schweinebacke genießen, zusammen mit Salzkartoffeln und Speckstippe.
Nach Carsten Petersen, Elmshorn