2     Mein Glaubensbekenntnis      (22.03.2001)

Albert Einstein hat für eine Schallplattenaufnahme 1932 das Folgende formuliert. Es berührt uns auch heute, z.B. in sehr aktuellen Tagesdebatten.

 

Zu den Menschen zu gehören, die ihre besten Kräfte der Betrachtung und Erforschung objektiver, nicht zeitgebundener Dinge widmen dürfen und können, bedeutet eine besondere Gnade. Wie froh und dankbar bin ich, daß ich dieser Gnade teilhaftig geworden bin, die weitgehend vom persönlichen Schicksal und vom Verhalten der Nebenmenschen unabhängig macht.

Aber diese Unabhängigkeit darf uns nicht blind machen gegen die Erkenntnis der Pflichten, die uns unaufhörlich an die frühere, gegenwärtige und zukünftige Menschheit binden...

Ich glaube nicht an die Freiheit des Willens. Schopenhauers Wort: Der Mensch kann wohl tun, was er will, aber er kann nicht wollen, was er will, begleitet mich in allen Lebenslagen und versöhnt mich mit den Handlungen der Menschen, auch wenn sie mir recht schmerzlich sind. Diese Erkenntnis von der Unfreiheit des Willens schützt mich davor, mich selbst und die Mitmenschen als Handelnde und urteilende Individuen allzu ernst zu nehmen und den guten Humor zu verlieren. Nach Wohlleben und Luxus strebte ich nie und habe sogar ein Gutteil Verachtung dafür. Meine Leidenschaft für soziale Gerechtigkeit hat mich oft in Konflikt mit den Menschen gebracht, ebenso meine Abneigung gegen jede Bindung und Abhängigkeit, die mir nicht absolut notwendig erschien. Ich achte stets das Individuum und hege eine unüberwindliche Abneigung gegen Gewalt und gegen Vereinsmeierei. Aus allen diesen Motiven bin ich leidenschaftlicher Pazifist und Anti-Militarist, lehne jeden Nationalismus ab, auch wenn er sich nur als Patriotismus gebärdet...

Ich bekenne mich zum Ideal der Demokratie, trotzdem mir Nachteile demokratischer Staatsformen wohlbekannt sind. Sozialer Ausgleich und wirtschaftlicher Schutz des Individuums erscheinen mir stets als wichtige Ziele der staatlichen Gemeinschaft. Ich bin zwar im täglichen Leben ein typischer Einspänner, aber das Bewußtsein, der unsichtbaren Gemeinschaft derjenigen anzugehören, die nach Wahrheit, Schönheit und Gerechtigkeit streben, hat das Gefühl der Vereinsamung nicht aufkommen lassen.