14    Umgang mit der Zeit      (10.01.2006)

Ein befreundeter Pfarrer schickte mir heute die folgende Geschichte. Ich stecke sie sofort für Euch ins Bollwerk. Wie alle haben damit zu tun, dass wir unbemerkt wie die unten Angesprochenen handeln.

 

Ein emeritierter Professor der französischen nationalen Schule für Verwaltung (ENA) wurde gebeten, auf einem Kongress für eine Gruppe von etwa 15 Chefs großer nordamerikanischer Unternehmen eine Vorlesung über sinnvolle Zeitplanung zu halten. Der Kurs war eine von fünf Stationen eines eintägigen Lehrgangs. Daher räumte man dem Professor nur 1 Stunde Zeit ein zur Vermittlung seines Wissens.

 

Zu Beginn der „Vorlesung“ betrachtete der alte Gelehrte erst einmal sorgfältig die einzelnen Teilnehmer der Elitegruppe. Sie waren bereit, alles was der Fachmann ihnen beibringen wollte gewissenhaft zu notieren.

 

„Wir werden ein kleines Experiment durchführen“, begann er, zog einen großen Glaskrug unter seinem Pult hervor und stellte ihn vorsichtig vor sich hin. Dann holte er etwa ein Dutzend Kieselsteine, fast so groß wie Tennisbälle, hervor und legte sie sorgfältig einen nach dem anderen in den Krug. Als der Krug bis an den Rand voll war und kein weiterer Kieselstein mehr darin Platz hatte, blickte er langsam auf und fragte: „ist der Krug voll?“ - Alle antworteten: „Ja“.

 

Er wartete ein paar Sekunden und fragte dann nach: „wirklich?“

 

Dann bückte er sich erneut und holte unter dem Pult einen mit Kies gefüllten Becher hervor. Sorgfältig verteilte er den Kies über die großen Kieselsteine und rührte dann leicht um. Der Kies verteilte sich zwischen den Kieselsteinen bis auf den Boden des Kruges. Nun wiederholte er seine Frage: „Ist dieser Krug voll?“

 

Die schlauen Kursteilnehmer begannen seine Darbietung zu verstehen und einer von ihnen antwortete spontan: „Wahrscheinlich nicht!“

 

„Gut“ antwortete der Professor, verschwand wieder unter seinem Pult und holte diesmal einen Eimer Sand hervor, den er vorsichtig in den Krug leerte. Der Sand füllte die Räume zwischen den Kieselsteinen und dem Kies aus. Wieder fragte er: „Ist das Gefäß jetzt voll?“

 

Diesmal antworteten alle, ohne zu Zögern, gemeinsam: „Nein!“

 

„Gut“ antwortete er. Und als hätten seine lernbegierigen Kursteilnehmer nur darauf gewartet, holte er eine Wasserkanne unter dem Pult hervor und füllte den Krug bis an den Rand. Dann blickte er auf und fragte: „Was können wir Wichtiges aus diesem Experiment lernen?“

 

Der Kühnste der Teilnehmer dachte an das Thema der Vorlesung: „Umgang mit der Zeit“ und antwortete: „Daraus lernen wir, dass wir, -selbst wenn wir denken, dass unser Zeitplan schon randvoll ist, - wenn wir es wirklich wollen, immer noch einen Termin oder andere Dinge einschieben können.“

 

„Nein“, antwortete der Professor, „darum geht es nicht. Was wir wirklich aus diesem Experiment lernen können ist folgendes: Wenn man die großen Kieselsteine nicht als erstes in den Krug legt, werden sie später niemals alle hineinpassen.“ Es folgte ein Moment des Schweigens. Jedem wurde bewusst, wie sehr er Recht hatte.

 

Dann fragte er: „Was sind in eurem Leben die großen Kieselsteine: eure Gesundheit, eure Familie, eure Freunde, Erfolg in eurem Beruf, die Realisierung eurer Träume, zu tun was euch Spaß macht, sich Zeit nehmen, oder etwas ganz anderes? - Wirklich wichtig ist, dass man die großen Kieselsteine in seinem Leben an die erste Stelle setzt. Wenn nicht, läuft man Gefahr, sein Leben im Ganzen nicht zu meistern.

 

Deshalb: Vergessen Sie nie, sich die Frage zu stellen: Was sind die großen Kieselsteine in meinem Leben? Dann legen Sie diese zuerst in den Krug!“

 

Mit einem freundlichen Wink verabschiedete sich der alte Herr von seinen Hörern und verließ langsam den Saal.